Newsletter 01/2014 vom 15. Januar 2014
Unser Jahresrückblick 2013 


 

Alternativtext; Ankündigung des WMF auf Aufnahme der Berliner Gasbeleuchtung in ein Schutzprogramm, (c) Foto der Schwechtenleuchte auf dem Plakat: Bertold Kujath
Auf Antrag von Gaslicht-Kultur e.V. hat der in New York ansässige World Monuments Fund (WMF) die Berliner Gaslaternen auf ihre Liste der bedrohten Kulturgüter gesetzt - zusammen mit weiteren 66 Kulturgütern weltweit wie z.B. der Altstadt von Venedig. Die Berliner Gas-Straßenbeleuchtung war das einzige Kulturgut aus Deutschland, das es diesmal auf die Liste geschafft hat. Erstmalig hat der WMF hierbei den Antrag einer nichtstaatlichen Organisation berücksichtigt.

Der von Gaslicht-Kultur e.V. im März 2013 formulierte Antrag bestand aus einem umfangreichen Beitrag zur Geschichte der Berliner Gasbeleuchtung, der Beschreibung der verschiedenen heute existierenden Leuchtentypen sowie einer detaillierten Schilderung technischer und kultureller Hintergründe. Mit der offiziellen Bekanntgabe am 8. Oktober 2013 in New York versandte der WMF die Information an Tausende internationale Journalisten und Organisationen. Es wurde daraufhin deutschlandweit, europa- und sogar weltweit über den neuen Status der Berliner Gasbeleuchtung berichtet. Kurz darauf erfolgte eine gemeinsame Pressekonferenz von Gaslicht-Kultur e.V. und Denk mal an Berlin e.V. um die Entscheidung des WMF und das Gutachten von Prof. Peter Burman (s.u.) vorzustellen.

In einer gemeinsamen Presseerklärung forderten Gaslicht-Kultur e.V., Denk mal an Berlin e.V., Denkmalwacht Berlin-Brandenburg e.V., das Ortskuratorium Berlin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Berliner Bürgerverein Gartenstadt Frohnau e.V. vor dem Hintergrund der nun entstandenen neuen Qualität der Argumente für das Gaslicht ein sofortiges Abriss-Moratorium, die Ausarbeitung eines Umwelt- und Wirtschaftlichkeitsgutachtens für die noch vorhandenen ca. 40.000 Gasleuchten durch eine unabhängige Institution sowie die Eintragung von Gasleuchten-Schutzzonen in die Berliner Denkmalliste ohne politische Zahlenvorgaben von Seiten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Weitere Informationen und Presselinks

Link zum World Monuments Fund:
Gaslight and Gas Lamps of Berlin.

RBB Rundfunk Berlin-Brandenburg vom 09.10.2013:
Berliner Gaslaternen auf Liste der bedrohten Kulturgüter

Berliner Zeitung vom 11.10.2013:
Berlins Gaslampen als Welterbe? Hoffnung für weiches Licht

Berliner Zeitung vom 12.10.2013:
Lasst das Gaslicht an!

Berliner Morgenpost vom 14.10.2013:
Neue Runde im Kampf für das Gaslicht

Mittelbayrische Nachrichten vom 09.10.2013:
Berliner Gaslicht auf Roter Liste




Ein Gutachten des britischen Weltkulturerbe-Experten Dr.Peter Burman kommt zu dem Ergebnis, dass die Berliner Gas-Straßenbeleuchtung gleich mehrere der UNESCO-Auswahlktiterien für die Weltkulturerbeliste erfüllt. Im September 2013 stellte Burman sein Gutachten der Öffentlichkeit vor, das im Auftrag von Gaslicht-Kultur e.V. und Denk mal an Berlin e.V. erstellt wurde.

Berlins Gasbeleuchtung ist in ihrer Gesamtheit wertvoll und erhaltenswert. Peter Burman schließt das vor allem aus dem Vergleich mit anderen funktionierenden Systemen, die bereits UNESCO-Weltkulturerbe sind, wie Kanal- und Eisenbahnsysteme. Ähnlich diesen besitzt die Berliner Gas-Straßenbeleuchtung - aufgrund der besonderen Geschichte Berlins - eine einzigartige Ausdehnung und eine hohe gestalterische Qualität einzelner Teile. Die Langlebigkeit des Systems ermöglicht außerdem einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen. Außerdem vergisst er nicht zu betonen, dass das Berliner Gaslicht einen festen Platz im Herzen der Berliner und Berlin-Besucher hat, dass es zu den Faktoren gehört, die die Identität Berlins ausmachen und dass eine besondere Herausforderung darin besteht, möglichst viele Menschen im Trubel des Alltags dazu zu bringen, Gaslicht überhaupt erst einmal zu sehen und als solches zu erkennen. "Wenn man sie auf diese ganz besondere Schönheit hinweist, reagieren sie sofort enthusiastisch und äußern den Wunsch, etwas zu ihrer Erhaltung zu tun", so Burman.

Bei einer Pressekonferenz erläuterten Dr. Agnete von Specht (Denk mal an Berlin) und Christian Sperling (Gaslicht-Kultur), dass durch dieses Gutachten sowie der Tatsache, dass die Berliner Gas-Straßenbeleuchtung auf der Schutzliste einer Internationalen Kulturorganisation steht, nunmehr eine neue Situation entstanden ist, die der Berliner Senat nicht ignorieren kann. Auch Angus Fowler (DenkmalWacht Brandenburg-Berlin) betonte, dass die Entscheidung zum Abriss der Berliner Gas-Straßenbeleuchtung vor dem Hintergrund dieser neuen Erkenntnisse neu diskutiert werden müsse.



Rathaus Zehlendorf, (c) Foto: de.chessbase.com
Wie schon 2012 in Charlottenburg-Wilmersdorf hat Gaslicht-Kultur e.V. auch 2013 erfolgreich einen Einwohnerantrag mit auf den Weg gebracht: In Zehlendorf-Steglitz haben Vereinsmitglieder gemeinsam mit Anwohnern über 1.000 gültige Unterschriften gesammelt. Am 11. Dezember 2013 trug Mit-Antragsteller Dr. Eckart Hien, Präsident des Bundesverwaltungsgerichts a.D., das Anliegen des Antrags in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) sehr überzeugend vor. Im Februar 2014 wurde dieser Antrag, nachdem er zunächst in den Umweltausschuss verwiesen wurde, von der BVV mehrheitlich angenommen. Damit ist es nun Wille des Bezirks, dass es ein sofortiges Abrissmoratorium gibt und das Gaslicht in ausgewählten Bereichen, die über die aktuellen Senatspläne weit hinausgehen, in Zehlendorf-Steglitz erhalten bleibt.

Wie schon zuvor hatte auch bei diesem Antrag Gaslicht-Kultur e.V. gemeinsam mit vielen Bürgerinnen und Bürger aus dem Bezirk die erforderlichen Unterschriften gesammelt. In den Einwohneranträgen sehen wir ein Mittel, den Senat weiter unter Druck zu setzen. Wenn eine BVV einen solchen Einwohnerantrag erfolgreich verabschiedet, beauftragt sie damit das Bezirksamt, sich bei der zuständigen Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für einen Abbaustopp sämtlicher Gaslaternen des Bezirks einzusetzen. Das gilt insbesondere für die akut bedrohten Gas-Reichenleuchten. Weiterhin fordern BVV und Anwohner vom Senat die Erarbeitung eines Zukunftsplans für Gasbeleuchtung in Steglitz-Zehlendorf. Ein solcher BVV-Beschluss ist zwar für den Senat nicht bindend, aber der Argumenaionsspielraum gegen das Gaslicht wird mit jedem erfolgreichen Antrag dünner. Gaslicht-Kultur e.V. wird nach den Erfolgen in Charlottenburg-Wilmersdorf und Zehlendorf-Steglitz den nächsten Einwohnerantrag in Friedrichshain-Kreuzberg auf den Weg bringen.



Sie war auch unsere Mitstreiterin, eine kurze, aber intensive Zeit lang. Nach einem Lichtbildvortrag über das Gaslicht und die akute Bedrohung dieses wesentlichen Bestandteils Berliner Alltagskultur trat sie im Juni 2012 spontan Gaslicht-Kultur bei. Sie unterstützte uns insbesondere bei der Petition und bei der Menschenkette um das Amtsgericht Charlottenburg, mit praktischer Mithilfe, neuen Ideen und (dies nicht zuletzt!) emotionaler Stärkung und Ermutigung. Im Oktober 2013 beendete sie ihre Mitgliedschaft aus gesundheitlichen Gründen. In einer Zeitungsannonce wurde sie von Ihren ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschülern der Abiturklasse 1961 an der Wald-Oberschule Berlin-Charlottenburg als vielseitige Künstlerin und kompromisslose Kämpferin für Recht und Gerechtigkeit gewürdigt. Am 4. Dezember 2013 ist Ute Becker nach schwerer Krankheit gestorben. Wir behalten Ute Becker dankbar in ehrender Erinnerung.

Auch im Tagesspiegel findet sich ein Nachruf auf Ute Becker.




Ihr Team von Gaslicht-Kultur e.V.